Als wir uns entschlossen haben einen Antrag auf Förderung zu stellen, war noch nicht klar, ob wir überhaupt Gäste einladen können. Wir haben im Verein intensiv diskutiert, ob es überhaupt Sinn macht einen solchen Tag abzuhalten. Letztlich sind wir zu dem Schluss gekommen, dass er nötig ist. Wir wollten ein Zeichen setzen, dass das Kulturangebot in Neuhausen trotz der Pandemie weitergeht. Wir wollten die Gelegenheit auch nutzen um weitere, moderne Möglichkeiten, wie zum Beispiel den „Online Stream“ uns zu erarbeiten. Es ist sehr wichtig der Kultur und dem Freizeitangebot eine Perspektive zu geben. Für uns als „humanistischer“ Verein war die Trennung in systemrelevant und nicht systemrelevant ein Schock, ein Ding der Unmöglichkeit. Eine Gesellschaft ist wie der Mensch nur als Ganzes funktionsfähig und die Spaltung in wichtig und unwichtig, kann nur Krankheit und den Niedergang zur Folge haben.
Wir waren sehr froh und sind dankbar, dass der Bezirksausschuss uns unterstützt und damit ebenfalls ein Zeichen gesetzt hat, dass die Kultur und die Bildung in Neuhausen nicht im Stich gelassen wird.
In der Vorbereitung mussten wir die Erfahrung machen, dass die Angst vor Ansteckung und Krankheit alle Entscheidungen beeinflusst. Wir mussten das Programm bis 2 Tage vor Beginn der Veranstaltung immer wieder anpassen. Das war auch der Grund für die Verlegung von Freitag auf Sonntag. Die Umsetzung der Hygieneregeln stellte einen großen Aufwand dar, der sich gelohnt hat. Es ist ein sehr schönes Fest geworden.
Wir hatten im Vielzweckraum (1. Stock) eine Leinwand mit Beamer und eine Soundanlage aufgestellt. Dort konnte das Geschehen auf der Bühne im Erdgeschoß, live mitverfolgt werden. Im Meditationsraum standen 3 weitere Tische. Den Garten zierten 5 Biertische und 2 Stehtische. Insgesamt hatten wir 23 Corona konforme Tische. In den Räumen waren alle Fenster durchgehend geöffnet. Es konnten sich bis zu 60 Personen gleichzeitig auf dem Gelände aufhalten. Insgesamt standen uns 350 m2 zu Verfügung. Das Geschehen auf der Bühne wurde live in das Internet gestreamt, und wurde an 163 Endgeräten live mitverfolgt. Um die Anzahl der Personen auf dem Gelände besser unter Kontrolle zu haben, musste man sich auf die Gästeliste setzen lassen. Die Höchstzahl der gleichzeitig Anwesenden lag bei etwa 50 Personen. Insgesamt wurde der Tag von 93 Personen besucht. Für uns war das ein voller Erfolg. Das Feedback der Anwesenden und derjenigen, die den Livestream“ verfolgt haben war sehr positiv. Besonders wurde die wunderbare Atmosphäre auf dem Gelände und der Sound des Livestreams gelobt.
Folgende Werbemaßnahmen wurden durchgeführt: 250 Flyer im Viertel verteilt. Aushänge in unseren beiden Schaukasten sowie in jedem Stockwerk des Vorderhauses und Rückgebäude, zusätzliche 100 Flyer für alle Mieter und Kurs und Projektleiter die sie an ihre Teilnehmer weitergaben. Facebook (6731 Klicks für die Veranstaltung) und Homepage. Bisher wurde der Livestream an 418 verschiedenen Endgeräten betrachtet. Überall wurde auf die Förderung durch den Bezirksausschuss hingewiesen.
Die Küche wurde von zwei jungen Helferinnen am Freitag grundgereinigt. Am Samstag haben wir mit 8 Helfern 4 Stunden aufgebaut und am Sonntag noch einmal 3 Stunden den Räumen den Feinschliff gegeben.
Um 15:00 Uhr hat das Fest begonnen. Christian Roßmeißl startete den Livestream und eröffnete den Tag der offenen Tür. Mitglieder haben Kuchen gebacken, der den Nachmittag über zum Verzehr angeboten wurde. Den ersten Beitrag stellte „Stimme, Sprechen, Ausdruck“ die Leiterin Claudia Fiedler wurde durch Eleonore Daniel vertreten. Sie erzählte die zwei Geschichten: „Ei im Kühlschrank“ und „Wie die Löcher in den Käse kommen“.
Sie trug die humorigen Texte mit Begeisterung in verschiedenen Stimmlagen vor. Im Anschluss spielte Martin Rubensdörfer mit einer Auswahl seiner Celloschüler Lieder von Klassik bis Pop. Auch auf der Bühne wurde auf den Mindestabstand geachtet. Die Theatergruppe des Werkhauses „Die Diletanten“ gaben eine Kostprobe aus ihrem neuen Theaterstück. Eine lustige Szene zwischen zwei Bekannten und ihren Liebschaften. Daran schloss sich eine gelungene Parodie von Howard Carpendale und ein weiteres Lied an. Das gesamte Stück wird im Herbst zu sehen sein. Im Werkhaus wird es die öffentliche Generalprobe geben. Es folgte wieder ein Musikbeitrag von der Musikschule „letsplay-music“ Es spielte das NHD Saxophonquartett (Schüler) unter der Leitung von Christian Roßmeißl. Daran schloss sich der der Erste Satz des Klarinettenkonzertes von Carl Stamnitz an, vorgetragen von Christian Roßmeißl. Wie jedes Jahr beeindruckte er mit seiner lockeren, routinierten Präsentation des klassischen Konzertes sowie seinem flüssigen, klaren Spiel und seinem ernsten Ausdruck auf seinem Instrument. Weiter ging es mit einer Tai Chi Vorführung. Da wir dieses Jahr keine kostenlosen Schnupperkurse für Tai Chi, Yoga, Qi Gong oder Tanz anbieten konnten, haben wir eine Gruppe, die diesen Bereich repräsentiert, auch auf die Bühne gebracht. Es folgte Wolfgang Klossek mit Gitarre und Gesang und Johannes Daum Gesang und Klavier. Mit ihren bluesig-rockigen Liedern waren sie, ein künstlerischer Höhepunkt. Wolfgang Klossek leitet eine der beiden offenen Bühnen.
Nach diesem Auftritt stellte Christian Roßmeißl noch einmal ausführlich das Haus und den Verein vor. Er bedankte sich bei Eva von Malsen, die wieder für unsere Gäste und die Helfer ein leckeres Essen gekocht hat. Sie kündigte an, im nächsten Jahr wieder die Tradition des brasilianischen Abends aufnehmen zu wollen. Diesen gab es bei uns im Haus über 25 Jahre. Leider wurden mit dem Erfolg die Räumlichkeiten zu klein. Nun wollen wohl die meisten Gäste des Abends wieder zu uns zurück, weil es bei uns doch am Schönsten sei.
Nach einer kleinen Pause trug Felix Eder eine kritisches Gesellschaftsgedicht, statt einer ein Mann Impro Show, vor. Dies zeigt beispielhaft, dass wir im Verein das Zeitgeschehen durchaus kritisch und kontrovers diskutieren und versuchen zu verarbeiten. Nach einer kurzen Pause folge Robert Wildfire, ein gern gesehener Künstler auf der offenen Bühne. Er unterhielt uns mit bayerischen Countryliedern aus der eignen Feder. Seine lockere und leichte Art der Präsentation und sein exzellentes Spiel kam bei unseren Gästen und im Live Stream sehr gut an.
Den Abschluss machte die Bluesband „Down Town Blues Buzz“. Die fünfköpfige Formation steigerte die Stimmung noch einmal und brachte in Zusammenhang mit dem Sonnuntergang das Fest zu einem wunderschönen Abschluss. Am Ende bedankte sich Christian Roßmeißl im Namen des Vorstandes bei allen Helfern für ihren großartigen Einsatz. Bei allen Mitwirkenden für ihre sehr guten und gelungenen Beiträgen.
Wir hätten nicht gedacht, dass es in diesen schweren Zeiten möglich ist ein gelungenes Fest zu feiern. Doch zum Schluss waren sich alle einig, die Stimmung war fantastisch, angstfrei, gerade zu beruhigend. Alle fühlten sich sehr wohl und genossen die entspannte Atmosphäre.
Um 22:00 Uhr begann der Abbau. Durch die gute Zusammenarbeit und gutes Teamwork, war zu unserer Überraschung, nach 1,5 h alles erledigt.
Wir hoffen nicht, dass diese Situation tatsächlich zur neuen Normalität wird. Bald eine Zeit kommt, in der wir wieder eine Situation haben, wie vor der Pandemie. Damit die Verletzungen, die in der Gesellschaft und bei vielen Menschen, die durch den Umgang mit der Krankheit passiert sind, heilen können und die Folgeschäden und Kollateralschäden möglichst klein bleiben. Wir konnten viel neues lernen und an dem Geschehen wachsen. Den Tag der offenen Tür umzusetzen hat uns alle Hoffnung gegeben und neue Möglichkeiten erschlossen, wie wir im Herbst weitermachen können.
Bilder von Beatrix Dargel gruen design